Wie kann uns die Ernährungspsychologie beim erreichen unserer Ziele helfen?
Und warum ist sie in der heutigen Zeit vielleicht sogar wichtiger als die Ernährungsphysiologie?
Einfach gesagt haben wir kein Informationsdefizit, sondern eher ein Verhaltens-, Kontroll- und Motivationsdefizit! Im Grunde kann jedes Kind die Frage “Ist das gesund?” beantworten. Gemüse? Gesund! Süßigkeiten? Ungesund! Also wissen wir im Grunde eigentlich wie wir uns “gesund” ernähren können und dennoch assoziieren viele Menschen gesundes Essen mit schlechtem Geschmack. Aber warum ist das so?
Hauptsächlich weil es uns von unserer Eltern so beigebracht wurde. Denn was ist für ein Kind interessant? Das was es nicht oder nur selten bekommt. Das ganze wird in dieser Szene aus “Alles steht Kopf” schön auf den Punkt gebracht:
Bevor es die leckere Nachspeise als Belohnung gibt muss erst der gesunde aber eklige Brokkoli gegessen werden. Der Reiz des Verbotenen:
Süßigkeiten müssen von Mama und Papa erlaubt werden.
Und sind nicht gerade die verbotenen Dinge als Kind am interessantesten? Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich unser Geschmacksinn im Laufe der Zeit ändert und wir als Kinder süße Nahrung lieber essen als bittere. In der japanischen Version von “Alles steht Kopf” wurde der Brokkoli übrigens durch Paprika ersetzt. Es ist also nicht so, dass Kinder allgemein keinen Brokkoli mögen.
Interessante Studie
In einer Studie [1]
der Universität Maastricht wurden Kleinkinder in zwei Gruppen eingeteilt. Die Kinder beider Gruppen erhielten je eine Schüssel mit roten Smarties und eine mit gelben Smarties, die aber beiden den selben Geschmack hatten. Während die Kinder der ersten Gruppe essen durften was sie wollten, wurde den Kinder der zweiten Gruppe gesagt: “von den gelben Smarties dürft ihr soviele essen wie ihr wollt, aber die roten sind verboten!”. In der anschließenden Auswertung viel schnell auf, dass die Kinder der zweiten Gruppe ein deutlich höheres Verlangen nach den roten Smarties hatten als die Kinder der ersten Gruppe.
Diese Begierde nach etwas verboten oder etwas das wir mögen, steuert uns auch als Erwachsene [2]
. Es steuert uns solange bis wir es erreicht haben und sich eine Belohnung einstellt. Genaugenommen ist es das Dopamin, was bei diesem Verlangen nach Belohnung ausgeschüttet wird, das dafür verantwortlich ist. Verlangen und die Aussicht auf Belohnung motivieren also unser Handeln.
Was können wir dagegen tun?
Jetzt magst du dir denken “schön blöd, wenn ich mich gegen meinen Dopaminteufel nicht zu Wehr setzen kann und der mich steuert!”. Dank der Ernährungspsychologie gibt es aber Techniken die das Belohnungssystem austricksen können. Im zweiten Teil dieser Serie werde wir uns diese Techniken ansehen und ich werde euch Tipps geben, wie ihr sie verwirklichen könnt.
Referenzen:
[1]
: Esther Jansen et al.: Do not eat the red food!: Prohibition of snacks leads to their relatively higher consumption in children
[2]
: Jennifer S. Savage et al.: Parental Influence on Eating Behavior